Third-Party Logistics (3PL): Logistik-Know-how extern nutzen

by
Jannik Nonnenkamp
April 18, 2025

Third-Party Logistics (3PL): Logistik-Know-how extern nutzen

Moderne Logistik ist das Rückgrat der Wirtschaft, doch ihre Komplexität wächst stetig – getrieben durch globale Lieferketten, E-Commerce und hohe Kundenerwartungen wie Same-Day-Delivery. Viele Unternehmen stehen vor der Frage: Die Logistik selbst managen oder an Spezialisten übergeben? Hier bietet Third-Party Logistics (3PL) eine strategische Option, indem externe Dienstleister Logistikaufgaben übernehmen, sodass sich Firmen auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.

Was genau bedeutet Third-Party Logistics (3PL)?

3PL heißt, dass ein Unternehmen Teile oder seine gesamten Logistikprozesse an einen externen Dienstleister auslagert. Dieser Partner ist auf Logistik spezialisiert und übernimmt Aufgaben wie Lagerung, Kommissionierung, Verpackung und Versand. Stellen Sie sich einen Online-Händler vor: Statt eigene Lager zu betreiben und den Versand selbst zu organisieren, beauftragt er einen 3PL-Anbieter. Dieser kümmert sich um das komplette Fulfillment, von der Warenannahme bis zur Zustellung beim Endkunden. Das spart dem Händler Zeit, Ressourcen und oft auch Kosten. Die Zusammenarbeit wird dabei in der Regel individuell auf die Bedürfnisse des beauftragenden Unternehmens zugeschnitten.

Typische Aufgaben von 3PL-Dienstleistern

Das Leistungsspektrum von 3PL-Anbietern ist breit und kann flexibel kombiniert werden:

  • Lagerhaltung: Management von Warenbeständen, inklusive Einhaltung von Lagerstrategien (z.B. FIFO/FEFO).
  • Transportmanagement: Organisation und Durchführung von Transporten (Straße, Schiene, See, Luft).
  • Fulfillment: Kommissionierung, Verpackung und Versand von Bestellungen.
  • Retourenmanagement: Abwicklung von Rücksendungen und deren Aufbereitung.
  • Zollabwicklung: Unterstützung bei grenzüberschreitenden Lieferungen und Einhaltung von Vorschriften.
  • Value-Added Services: Zusatzleistungen wie Etikettierung, Umpaketierung oder Set-Bildung.

Einordnung: Logistikdienstleister von 1PL bis 5PL

Der Logistikmarkt bietet unterschiedliche Modelle der Zusammenarbeit:

  • 1PL (First-Party Logistics): Das Unternehmen führt alle Logistikaktivitäten selbst durch (eigene Lager, eigener Fuhrpark).
  • 2PL (Second-Party Logistics): Einzelne Logistikbereiche, meist Transport und Lagerung, werden an Dienstleister vergeben, die oft eigene Assets (LKW, Lager) besitzen.
  • 3PL (Third-Party Logistics): Übernimmt umfassende Logistikpakete, die über reinen Transport und Lagerung hinausgehen und oft auch Management- und Informationsdienstleistungen beinhalten.
  • 4PL (Fourth-Party Logistics): Fungiert als zentraler Koordinator ("Lead Logistics Provider"), der die gesamte Lieferkette des Kunden steuert und dafür verschiedene 3PLs und andere Dienstleister managt, ohne zwingend eigene Assets zu besitzen.
  • 5PL (Fifth-Party Logistics): Entwickelt und implementiert Supply-Chain-Lösungen unter Einbindung von Technologien (z.B. KI, Big Data) über mehrere Lieferketten hinweg, oft mit Fokus auf E-Commerce-Netzwerke.

Die Wahl des Modells hängt von der Komplexität der Logistik, der Unternehmensgröße und der strategischen Ausrichtung ab.

Warum entscheiden sich Unternehmen für 3PL?

Die Logistik selbst aufzubauen und zu betreiben, erfordert erhebliches Know-how, hohe Investitionen (Lager, Technik, Personal) und bindet Managementkapazitäten. Die Auslagerung an einen 3PL-Anbieter kann daher attraktiv sein:

  • Kostenersparnis: Umwandlung von Fixkosten in variable Kosten; Nutzung von Skaleneffekten des Dienstleisters. Keine Investitionen in eigene Infrastruktur nötig.
  • Zugang zu Expertise & Netzwerken: Profitieren vom Fachwissen, etablierten Prozessen und Netzwerken (z.B. Transport) des Dienstleisters.
  • Flexibilität & Skalierbarkeit: Einfachere Anpassung an saisonale Schwankungen oder Unternehmenswachstum. Nutzung strategisch günstiger Standorte des Dienstleisters.
  • Fokus aufs Kerngeschäft: Freisetzung interner Ressourcen für Produktentwicklung, Marketing und Vertrieb.

Vor- und Nachteile der Auslagerung an 3PL

Die Entscheidung für oder gegen 3PL sollte die Chancen und Risiken abwägen:

Vorteile:

  • Skalierbarkeit: Logistikkapazitäten wachsen mit dem Unternehmen.
  • Technologiezugang: Nutzung moderner Lager- und Transportmanagementsysteme des Anbieters.
  • Effizienz: Oft schnellere und optimierte Prozesse durch Spezialisierung.

Nachteile:

  • Abhängigkeit: Starke Bindung an den Dienstleister und dessen Performance.
  • Kontrollverlust: Weniger direkter Einfluss auf die Logistikprozesse und -qualität. Service Level Agreements (SLAs) sind hier wichtig.
  • Kosten: Obwohl oft Einsparungen erzielt werden, können die Dienstleistungskosten je nach Umfang und Anbieter variieren.

Praxisbeispiel für 3PL-Nutzung

Ein Online-Shop für Spezialitäten lagert seine Logistik an einen 3PL-Anbieter aus. Dieser betreibt ein zentrales Lager. Geht eine Bestellung ein, wird sie vom 3PL-System erfasst, die Ware kommissioniert, verpackt und versendet. Der Händler profitiert von schnelleren Lieferzeiten, kann sein Sortiment problemlos erweitern und konzentriert sich auf Einkauf und Marketing, ohne in eigene Logistikstrukturen investieren zu müssen.

Bekannte Anbieter im 3PL-Markt

Zu den global agierenden und bekannten 3PL-Unternehmen zählen unter anderem:

  • DHL Supply Chain
  • Kühne + Nagel
  • DB Schenker
  • Fiege Logistik

Diese und viele weitere Anbieter decken ein breites Spektrum an Logistikdienstleistungen ab.

Fazit: Ist 3PL die richtige Lösung für Ihr Unternehmen?

Third-Party Logistics ist eine etablierte Strategie, um Logistikprozesse effizient und flexibel zu gestalten. Sie ermöglicht Kostenersparnisse und die Konzentration auf Kernkompetenzen, birgt aber auch Risiken wie Abhängigkeit und Kontrollverlust. Eine sorgfältige Analyse der eigenen Anforderungen und die Auswahl des passenden Partners sind entscheidend für den Erfolg der Auslagerung.

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